Unter Segeln

Seit knapp zwei Wochen sind wir wieder unter Segeln. Das altbekannte Bordleben will erst wieder gelernt sein. Auf etwa 25 Quadratmetern Wohnfläche hat alles seinen seefesten Platz. Und dennoch müssen wir alle „Dinge“ wie in einem Vokabelheft wieder auswendig lernen. Vielleicht ein gutes Hirntraining. Doch endlich sind alle Utensilien zum Brot backen gefunden….

Den Hafen in Aegina laufen wir an, weil wir Skyros den Mechaniker erwarten. Er baut uns unsere Wasserpumpe aus, weil sie leckt, überholt sie und setzt sie abends wieder ein. Auch die losen Schrauben der Wellenkupplung bekommt er mit speziellem Werkzeug endlich fest.
Den Hafen angelaufen zu haben bereuen wir aber schon bald. Russische Chartersegler mit riesigen Schiffen überfallen quasi den Hafen. Laut brüllen sie Kommandos, an Land Helfer, die mit dem Handy am Ohr andere Yachten zum Platz machen auffordern, dann so ein Monsterschiff direkt neben uns. Wo andere einfach professionell rückwärts rein fahren, fährt der Hornochse quasi seitwärts rein. Maschine vor, zurück, vor, zurück, das Bugstrahlruder geht wie verrückt. Derweil rammt er unser Schiff diverse Male. Mit Mühe halten wir es ab. Drei Damen sitzen an Deck. Eine telefoniert, eine filmt das spannende Anlegemannöver, eine feilt ihre Fingernägel. Welch Chaoten!
Aber nicht genug. Als sie endlich fest liegen, mit Stromversorgung und allem – legen sie wieder ab. Reißen mit ihrem Anken den unseren raus, der deutlich gekennzeichnet mit einer Ankerboije dort liegt und bekommen gar die Sorgleine in die Schraube. Jetzt wird getaucht.
Abends treffen wir den eingebildeten Typen zufällig im gleichen Restaurant. Drei oder viermal lässt er den griechischen Kellner Shrimps servieren, riecht am Teller und sagt etwas in die Kamera des Kumpels – cut. Charly und Sigrid halten mich mit Mühe ab, dem russischen Riesen eine rein zu hauen. (Ich hätte auch verloren).

In Aegina treffen wir auch Fredereik und Neli aus Holland. Wir gehen mit Ihnen in einer Taverne schön gemeinsam essen und tauschen gute Tipps aus.

Hoch im Norden des Argostolischen Golfs liegt die Insel Salamina.Die Armut hier ist an den Häusern zu sehen. Ein riesiger Hafen liegt voller abgerockter Boote. Einige scheinen mehrfach gesunken zu sein, andere unverkäuflich. Eine tote Schildkröte schwimmt im Wasser. Sie wird am nächsten Tag mit einem Bagger herausgeholt. Der Vorteil dieses Hafens aber: Es gibt frisches, gut schmeckendes Wasser.
Nachdem wir im gut sortieren Fischladen einkauften, verziehen wir uns in eine sehr schöne Bucht.

In Salaminia treffen wir Nino und Marissa nach zwei Jahren wieder. Die Freude ist groß und wir kochen täglich zusammen. Wir unterhalten uns in einem wilden Mix aus Englisch, Italienisch und Deutsch. Fachgespräche über Sauerteig, Brühstücke und proteinhaltige Mehlsorten, Basilikum Züchtungen und Blutdrucksenker werden stundenlang geführt. Aus dem italienischen Singsang höre ich immer mehr Inhalte heraus und glaube immer mehr zu verstehen.

Abends kommt Domeniko mit seinem Sohn in die Bucht und wir sitzen zu sechst in der Plicht. Der Versuch weiter Italienisch zu lernen, scheitert dann aber nach dem dritten selbstgebrannten Liqueur. Alle Italiener reden gleichzeitig.

Bisweilen gehen Sigrid und auch ich unseren kreativen Fähigkeiten nach. Sigrid hat einen Lichttisch gebaut mit Bootshaken, um die Vorlagen für die Stickarbeiten genau auf den Stoff zu bekommen, ich habe das richtige NMEA Kabel endlich gefunden, um die Daten des AIS Gerätes auf den Plotter zu bekommen. Und das Sauerteigbrot mit gemeinsamen Sauerteig von Marrisa und uns ist natürlich auch was Kreatives, oder?