Slow Sailing

Wie beim SlowFood lassen wir uns Zeit mit Allem. Das Wetter ist Ende August nach wie vor sehr schön aber , aber es weht kaum Wind. Trotz 140 Quadratmetern Segelfläche kommen wir nur schleichend voran. Also erkunden wir jede kleine Ankerbucht, die sich uns bietet, in der Nähe.

In Kandili liegen wir ganz allein vor einer großartigen Kulisse, gehen aber nicht an Land. Das Grün der Bäume leuchtet und strahlt uns an. Wir rätseln, ob es junge Bäume sind, die nach dem Waldbrand wieder sprießen? Schließlich einigen wir uns darauf, dass die letzten beiden Tage, an denen es geregnet hat, für das satte Grün verantwortlich sind. Ein Frühling im Herbst.

In Politika gibt es ein sehr nettes urgriechisches Lokal. Der Wirt erklärt, was es alles gibt. Dabei hätten wir Dank „Google Übersetzer“ die griechische Speisekarte auch übersetzen können. Die beste App des Jahres. Man fotografiert die seltsamen Buchstaben und Schwups steht alles auf Deutsch da.

Vergleiche die beiden Fotos indem du die Pfeile in der Mitte seitlich verstellst.

Beim kleinen Ort Theologos ankern wir ausnahmsweise mal nicht allein. Eine schicke Alures 42 aus der Schweiz liegt in einiger Entfernung. Ein längerer Spaziergang führt uns zu einem Market und auch zu einem Fischladen. Neben leckeren Garnelen erstehen wir für €3,- eine Flasche Hochprozentiges, welches der Fischhändler top secret unter der Ladentheke stehen hat: Home made, da sind wir sicher.

In Chalkis gehen wir, noch leicht traumatisiert wegen der nächtlichen Attacken, erst gegen Abend an den Kai und bleiben selbstverständlich wach. Gut, dass die Brücke heute bereits um Mitternacht öffnet.

Eretria ist unser letzter Ankerplatz. Ich zeige Andreas die Ausgrabungsstätten und das Museum (€2,-) mit den wunderschönen Modellen. Hier halten wir uns besonders lange auf, denn das Museum ist gut gekühlt.

Die Frau im Fischladen erkennt mich bereits als alten Kunden. Wir werden fast stürmisch begrüßt und bekommen die zwei dicken Doraden für €5,- statt €8,-

Wie in alten Zeiten

Am Samstag, den 3. September wird es spannend. Früh um 7 Uhr gehen wir Anker auf und fahren die letzten Meilen zu unserer neuen Werft. Wir sollen das Schwert auf 2,20m Tiefgang stellen und auf Fotis, einen Arbeiter, zufahren, der im Wasser steht. Zu langsam darf ich nicht werden, denn der Strom setzt seitwärts. Fotis dirigiert die Richtung. Dann rummst es leicht und die Morgana setzt auf dem Trailer auf.
Wie in alten Zeiten werden wir mit der Morgana aus dem flachen Wasser an Land gezogen. Nur die Technik ist in dieser Werft auf dem neuesten Stand.

Ein LKW mit zwei fahrbaren Schubstangen hatte den Trailer weit ins Meer hineingefahren. Nur ein Tau vom Trailer zum Bug der Morgana hält uns. Mindestens sechs Menschen wuseln um uns herum, setzen Keile und Holzblöcke, koppeln etwas ab und wieder an. Derweil schaukelt die Morgana kräftig, während sie über den Meeresboden und den Strand fährt.

Hier ein Film einer anderen Yacht, die aber zurück ins Wasser gebracht wird.

Etwa eine Stunde dauert es, bis das Schiff vollständig aufgebockt ist. Fotis macht anschließend mit dem Dampfstrahler fast 2 Stunden sauber. Derweil werden wir von der Chefin Sia zum Frühstück eingeladen. Unter üppig wachsenden Pflanzen sitzen wir wie in einem Paradies.

Abends sind wir froh so sicher an Land zu stehen und genehmigen uns ein Gläschen von der geheimnisvollen Flüssigkeit des Fischhändlers. Sie verfärbt sich weißlich, wenn man sie mit Wasser verdünnt und macht ein wenig schwindelig.

Die Sanitäranlagen erinnern uns mehr an eine Sauna als an griechische Waschräume. Man zieht draußen die Schuhe aus.

Andreas hilft mir noch drei Tage mit den schweren Segeln, dem Beiboot, dem Anker und allem wozu man vier Hände braucht.
Dann kurvt er mit einem rasendem Taxi davon. Keine Stunde bis zum Airport! Er ist „begeistert“ von den griechischen Fahrkünsten. In harten Kurven bekreuzigt sich der Fahrer. Da kann dann nichts mehr schief gehen.

Die nächsten drei Tage bin ich allein und erledige die Restarbeiten. Die Morgana wird es in dieser Werft gut haben. Tschüß.