Ebbe und Flut

Wenn man Euböa isoliert sieht und ganz leicht dreht….

dann ist es ein Seepferdchen und wir befinden uns am Bauchnabel.

Wir nähern uns Chalkis, der Hauptstadt von Euböa. Euböa darf sich noch Insel nennen, obwohl sie mit dem Festland über zwei Brücken miteinander verbunden ist. Das scheint steuerliche Vorteile zu haben. Unter der großen Brücke können wir locker mit stehendem Mast hindurchfahren. Ein imposantes Bauwerk: Von zwei 90 Meter hohen Pfeilern spannen sich die Drahtseile schräg wie Fächer zur etwa 1/2 km langen Fahrbahn. Diese ist aus Beton und nur 45 cm dick. Eine architektonisch und technisch beeindruckende Leistung.

In Chalkis angekommen legen wir uns vor die 2. Brücke an den Anker.
Die Brücke ist das Nadelöhr, durch das das Wasser täglich fließen will. Denn auch im Mittelmeer gibt es Ebbe und Flut, hier sogar 80cm Tidenhub. Da die engste Stelle zwischen Festland und Insel nur 38 Meter breit ist, baut sich eine gewaltige Strömung auf.

Und diese Strömung spüren wir sogar am Anker. Wir können zu bestimmten Zeiten nicht mehr um das Schiff herum schwimmen, sondern paddeln wie die ängstlichen Klammeraffen mit einer Hand an der Leiter im Wasser. Hauptsache abkühlen und dann plötzlich geht es wieder.

Gar nicht weg will Morgana, weil sie tatsächlich auf ein Ersatzteil aus Athen wartet. An unserer Rollanlage fehlte plötzlich eine Art Splint und der wurde bestellt und kommt einfach nicht. Die nette Eva vom Yachtausrüster hatte sich bereit erklärt das Paket anzunehmen. Aber dann ist es da. Zwar ist der Splint etwas kleiner als erwartet, aber das sehen wir dann. In der Zwischenzeit finden wir aber auch andere Ersatzteile auf einem Markt.

In einem der zahlreichen Stoffläden findet Sigrid einen Seidenstoff für mich und auch für sich. Einen Tag später habe ich bereits ein neues Hemd.

Die Durchfahrt durch die Brücke ist wie immer „nervend“. Die „Port Authorities“ benehmen sich so, als sei es die gefährlichste Sache der Welt und als könnten sie den reißenden Strom nur Dank ihrer besten Beziehungen zu Aristoteles und zum (Tide bestimmenden) Mond nachts kurz stoppen. Tatsächlich gehen tagsüber tausende Autos über die Brücke, die niemals angehalten werden dürfen.
Wir sollen uns ab 21:00 Uhr bereit halten und den Funk VHF 12 abhören. Bis 1/2 5 Uhr morgens „halten wir uns bereit“…. immer wieder geweckt von ungeduldigen anderen Seglern, die es nicht glauben können, dass es nicht los geht.
Um halb sechs liegen wir völlig fertig am anderen Ende der Brücke am Kai. Kein Holländer fährt hier lang und lässt sich so etwas bieten (denken wir).

Am Kai hatten wir uns an der ersten Palme postiert, was sich ab 23:00 Uhr als Fehler heraus stellte. In der vorerst ruhigen Bar legt jetzt ein DJ auf, der mindestens bis drei Musikspielen möchte. Wir legen ab und wieder an. Ob es hier ruhiger ist, an der zweiten Palme? Zumindest ist die Aussicht auf die Brücke sehr schön.

Lohnenswert war auf alle Fälle unser Besuch im Neuen Archäologischen Museum. Wir mussten lange googeln, suchen und laufen, bis wir es fanden. Das Museum ist in einer alten Weinfabrik untergebracht und zeigt viele historische Funde in moderner Form dargeboten.

Sigrid meint, die Engel_In hätte ihren BH dort lässig hängen. Ob’s stimmt?