Ich will nicht mehr fliegen, aber auf den Segelurlaub verzichten, will ich auch nicht. Und irgendwie ist so eine Reise durch Italien nach Griechenland doch eigentlich auch ganz schön, dachte ich mir im Vorhinein. Ich hatte aus den letzten Versuchen dazu gelernt, hatte keine Lust mehr aufs Busfahren, weder nur nach Italien noch bis nach Griechenland (48h!). Bahn ist einfach entspannter. Zumindest in der Theorie.

Am Freitag Morgen sattelte ich meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zur Arbeit, von dort aus eilte ich direkt zum Hauptbahnhof. Eine halbe Stunde Verspätung war angeschlagen, das geht ja noch, dachte ich mir. Doch die Verspätung wurde länger und länger. Knapp zwei Stunden später stieg ich in den Zug ein und war froh, dass ich in meiner neurotischen Art, 3h Aufenthalt in München eingeplant hatte. Auf dem Weg blieben wir wiederholt stehen, Störungen der Oberleitung, ob wir heute noch nach München kommen, sei unklar. Am Ende kamen wir rechtzeitig an. Der Cortisonspiegel zwar in der Höhe, keine Zeit für ein Abendessen, aber da stand er, mein Nachtzug. Endlich nicht mehr bangen, zelebrierte ich innerlich.

Auch als ich in mein auf 35 Grad erhitztes Saunaabteil steige, Klimaanlage ausgefallen, kann mir das meine Erleichterung nicht nehmen. Außerdem schützen FFP2 Masken nicht nur vor Aerosolen, sondern auch vor Schweißgeruch.

Bologna erreichen wir mit Verspätung, Ancona erreiche ich mit Verspätung, alles kein Problem, ihr wisst ja, neurotische Planung. Doch am Check In erfahre ich, dass meine Fähre 3 Stunden nach hinten verlegt wurde, eine andere Fähre soll heute nicht fahren. Dass ich meinen letzten Bus, 5km vom Hafen entfernt, jetzt nur noch mit Taxi kriege und nur, wenn wir wirklich pünktlich sind, wird mir sofort klar. Und es ist der letzte Bus, der an dem Tag nach Lamia fährt. Meine Stimmung erreichte einen Tiefpunkt, warum ist es so verdammt schwer, in Europa ohne Flug von A nach B zu kommen? Wir haben 2022!

Nach ein paar leidenden Telefonaten und auf der Fähre angekommen, schaffe ich es, meinen Ärger abzulegen und das Urlaubsgefühl starten zu lassen. Es gibt griechischen Salat und Bohnen, ich genieße das Alleine sein, die endlose Weite über dem Meer. Nachts hole ich alles von der Saunavornacht auf und schlafe 10 Stunden auf dem Teppich-Fährfußboden.

Das letzte Tatort-reife Bangen dann beim Einlaufen in Patras, wieder mit Verspätung, schnell wird klar, der Bus ist weg. Als ich bei der Buscompany ankomme und der nächste Bus, morgen früh, ausgebucht ist, bleibt mein Herz erneut kurz stehen. Mich haut jetzt aber nichts mehr um, ich werde morgen trotzdem da sein, irgendwer wird schon verschlafen. So schaffe ich es, mein Urlaubsgefühl zu erhalten, das Reisen allein ist auch ganz schön. Es wird ein Hotel gebucht, abends noch lange am Kai gesessen, bei lauter Musik in den Ohren der Sonne beim Versinken zugesehen.


Den Bus am nächsten Morgen bekomme ich und bin unendlich froh, am Montag, nach 72 Stunden, meinen Eltern in die Arme zu fallen.
hankoblanko sagt:
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Matthi und Bini sagt:
Dorothea Storost Gauger sagt:
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